Das Arbeitsgedächtnis trainieren

Antizipation, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Spielinzelligenz – all diese Komponenten sind Erfahrungen, welche im Arbeitsgedächtnis eingebettet sind. Dieses spielt eine wichtige Rolle, wenn es beispielsweise um die Ausführung einer Technik oder um das Erinnern an eine vom Trainer gegebene Anweisung geht. Je nach Dauer der Speicherung unterscheidet man zwischen dem Sensorischen Gedächtnis, dem Arbeits- bzw. Kurzzeitgedächtnis und dem Langzeitgedächtnis. Im Fußball muss meistens so schnell gehandelt werden, dass Spieler gar nicht erst die Zeit haben, die gesamte benötigte Information bewusst im Arbeitsgedächtnis zu verarbeiten. Daher kommen im Fußball verschiedene Prinzipien zum Tragen um schnellstmöglich auf Reize zu reagieren: 

Automatisieren durch Wiederholen! 

Ein Anfänger lenkt seine Aufmerksamkeit auf die einzelnen Bewegungsschritte. Mit zunehmendem Üben und Wiederholen wird die Bewegung dann automatisiert. Daher können erfahrene Sportler im Nachhinein häufig nicht beschreiben, warum oder wie sie etwas gemacht haben. Erfahrene Spieler benötigen somit keine Schritt-für-Schritt/Anleitung aus dem Arbeitsgedächtnis, sondern können die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses nutzen um je nach Situation eine taktische Entscheidung zu treffen. 

Die Situation als Ganzes erkennen: 

Jeder Mensch hat Mechanismen, um die begrenzte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses zu umgehen. So können Spieler mit zunehmender Erfahrung lernen, Spielkonstellationen frühzeitig in ihrer Entstehung zu erkennen. Hierbei wird nicht der einzelne Spieler, sondern das Muster des Spiels/der Spieler als Ganzes abgespeichert und im Spiel abgerufen. 

Die Rolle des Trainers:

Trainer können durch Instruktionen Einfluss auf Gedächtnisprozesse ihrer Spieler nehmen. Studien zeigen, dass Instruktionen von Trainern im Arbeitsgedächtnis von Spielern gehalten werden und somit ihr Verhalten beeinflussen. Trainer müssen versuchen Übungs- und Spielformen so zu gestalten, dass die kognitiven Adaptionsprozesse optimal zum Tragen kommen und Instruktionen das Lernen fördern und nicht stören! Beim Erklären bietet es sich hier vor allem im Kinderbereich an bildhafte Formulierungen aus einem den Kindern bekannten Handlungszusammenhang auf die Ausführung einer Bewegung zu übertragen. Bildhafte Metaphern unterstützen das implizite Lernen und umgehen die Limitation des Arbeitsgedächtnisses. Beispielsweise wird beim Spannstoß das Schussbein „gezogen wie ein Strich“ oder beim Effetschuss „geschwungen wie eine Banane“. 

Mögliche Trainingsformen für das Training des Arbeitsgedächtnisses: 

Vorgeschaltete Aufgaben in Trainingsformen: 

Die Spieler stehen beispielsweise in einem Viereck, wo an den Ecken jeweils verschiedenfarbige Hütchen stehen. Der Trainer sagt 3-4 Farben, welche der Spieler in der Reihenfolge antippen muss, bevor er danach beispielsweise einen Ball bekommt und auf ein bestimmtes Tor abschließen muss. Bevor die Spieler jedoch starten dürfen, um die Kegel anzutippen, stellt der Trainer eine oder mehrere Rechenaufgaben oder Fragen, welche die Spieler beantworten müssen und so ggf. einen Extrapunkt bekommen. Erst danach dürfen sie in die Übung starten und die Kegel antippen. Nach der Zwischenaufgabe müssen sie sich hierbei an die richtige Reihenfolge der Farben erinnern. 

Leibchentausch: 

8 von 10 Spielern haben ein gelbes Leibchen in der Hand und zwei Bälle liegen bereit. Alle Spieler bewegen sich durch das Feld und tauschen untereinander die Leibchen, so dass immer zwei neue Spieler ohne Leibchen sind. Die beiden Bälle werden untereinander zugepasst und dürfen nie ruhen. Auf Kommando des Trainers müssen sich die Spieler die aktuell am Ball sind schnellstmöglich orientieren und zu den beiden Spielern ohne Leibchen passen. Gleiches geht natürlich auch in zwei Teams mit jeweils unterschiedlichen Leibchenfarben und einem nachgeschalteten Spiel gegeneinander oder einem Schuss auf ein bestimmtes Tor. 

Quadratspiel: 

Man markiert in einem 16x16m Feld vier Felder mit den Maßen 4x4m. Für die Übung benötigt man 2 Teams mit jeweils drei Spielern (blau und rot) und ein Team mit vier Spielern (gelb). Blau und Rot positionieren sich im Feld. Gelb besetzt mit je einem Spieler jede Außenlinie. Blau spielt gemeinsam mit gelb auf Ballhalten gegen das rote Team. Blau muss sich bei Ballbesitz jedoch in unterschiedlich kleinen Quadraten befinden (pro 4×4 Quadrat ein Spieler). Die Spieler müssen demnach ständig Muster erkennen, um sich je nach ballbesitzendem Spieler korrekt freizulaufen und anspielbar zu machen. Nach ein paar Minuten dann nicht vergessen die Teams zu tauschen. 

Das Arbeitsgedächtnis lässt sich auch sehr gut mit RESWITCH trainieren. Hierfür eignen sich fast alle Spielformen, da jeder Spieler sich nicht nur seine eigenen Kategorien auf dem Leibchen merken sollte, sondern auch, wer bei welchem Switch in seinem Team ist. Durch kurze oder lange Spielzeiten zwischen dem Switch-Kommandos, kann man hier sehr gut variieren und sich dem Leistungsniveau und dem Alter der Spieler anpassen. 

Viel Spaß beim Ausprobieren. Schreibt uns gerne eure Ideen zum Thema oder wie ihr das Gedächtnis im Training schult

Autor: Jonas Kumpan