Die Wahrnehmung trainieren

Gute Spieler zeichnen sich dadurch aus, dass sie vorhandene Informationen besser und schneller wahrnehmen und verarbeiten können. Viele Spielsituationen erfordern, dass gleichzeitig Mitspieler, Gegenspieler, der Ball und die räumliche Position auf dem Feld im Blick behalten werden. Analysen von Blickbewegungen zeigen, dass erfahrene Fußballer Spielsituationen „lesen“, indem sie das, was sie wahrnehmen, besser strukturieren und so Muster erkennen. Ein gutes Beispiel ist Joshua Kimmich, der durch eine schnelle Analyse der Positionen der gegnerischen Spieler in kürzester Zeit Muster ableitet und aufgrund dessen beispielsweise einen freien Raum bespielen kann. Die Wahrnehmung ist hierbei eine wichtige Grundlage, um am Ende auch handlungsschnell zu agieren. Absichten von Gegenspielern lassen sich bereits anhand kleinster Bewegungen und Hinweise erkennen. Vor allem bei der Wahrnehmung spielen persönliche Vorerfahrungen und eigene Erwartungen eine große Rolle. 
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Bessere Wahrnehmung

Der Spieler muss eine Situation zunächst richtig erfassen, um möglichst gut auf sie reagieren zu können. Hierzu ist auf der einen Seite das Erkennen von Mustern, auf der anderen Seite eine möglichst genaue Wahrnehmung wichtig. So nimmt beispielsweise die Schussgenauigkeit zu, wenn der Blick auf das Schussziel gerichtet ist. Und Finten beim Elfmeterschießen wirken sich weniger stark auf den Torwart aus, wenn dieser sich nicht auf das Anlaufen, sondern auf den Moment des Fuß-Ball-Kontakts konzentriert. 

Übung: Schattendribbeln 

  • Es finden sich immer Zweierpaare. Beide haben einen Ball am Fuß. Der Vordermann der beiden Spieler dribbelt los und darf nach Belieben die Laufrichtung ändern, jonglieren, Fintieren oder das Tempo verschärfen. Der andere Spieler muss versuchen schnellstmöglich auf die Bewegungen des Vordermanns zu reagieren und diese zu imitieren.

RESWITCH-Übung: Dribbelfieber

  • Jeder Spieler trägt ein RESWITCH-Leibchen und hat einen Ball am Fuß. Alle Spieler dribbeln mit einer vorgegebenen Dribbeltechnik durch das Feld. Der Trainer gibt in gewissen Abständen eine neue Kategorie vor („Zahl“,…). Die Spieler, welche nun im Feld aufeinander zudribbeln schauen auf das Leibchen des Gegenüber. Wenn sie bei Trainerkommando „Zahl“ die gleiche Zahl auf dem Leibchen haben, machen sie beispielsweise einen Übersteiger und wenn zum Beispiel ein Spieler die 1 und der andere Spieler die 2 trägt, machen sie eine Schere. Durch weitere Wahrnehmungsaufgaben kann man auch noch die Seite, wohin die Finte gemacht werden soll, mit in die Übung einbauen. 

Periphere Wahrnehmung

Hinzu kommt, dass auch Informationen aus dem, seitlichen Blickfeld eine bedeutende Rolle spielen. Steht in der Peripherie ein Mitspieler frei, kann diese Wahrnehmungsleistung zu deutlich besserem Entscheidungsverhalten führen. Die breite Wahrnehmung lässt sich vor allem in Spielformen sehr gut trainieren.

RESWITCH-Übung: RESWITCH 3gg3 + Joker 

  • Freies RESWITCH-Spiel im FUNINO-Feld. Der Joker spielt immer zusammen mit der ballbesitzenden Mannschaft und bildet so eine 4gg3-Überzahl
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Schnellere Wahrnehmung

Zusätzlich kommt es in vielen Situationen auch noch auf eine möglichst schnelle Einschätzung der Situation an. Schnelligkeit in der Wahrnehmung wird vor allem dann erzielt, wenn es gelingt Abläufe zu automatisieren. 

Übung: Varianten-Torschuss

  • Ein Spieler startet auf ein Kommando des Trainers, welcher zusätzlich dem Spieler eine Farbe anzeigt. Der Spieler bekommt nun die Aufgabe 5 Kegel der angezeigten Farbe in einem Hütchenwald schnellstmöglich zu umdribbeln. Danach dribbelt er in Richtung Tor und bekommt vom Trainer eine zweite Farbe angezeigt und muss dann je nach Farbe auf eine bestimmte Zone im Tor abschließen. 

 

RESWITCH-Übung: Dribbelduell

Es stehen sich immer zwei Spieler gegenüber. Auf der einen Seite ist ca. 10m entfernt eine blaue Zone (ungleich) und auf der anderen Seite ist ebenfalls eine Zielzone im gleichen Abstand (gleich) durch Hütchen markiert. Der Trainer ruft nun verschiedene Körperteile, welche die Spieler mit ihren Händen schnellstmöglich an sich selbst berühren müssen. Nach einer beliebigen Anzahl an Ansagen ruft der Trainer eine Kategorie (bspw. Farbe). Sind die Kategorien der gegenüberstehenden Spieler gleich, dribbeln die Spieler schnellstmöglich in die Zone (gleich) und schließen auf die Minitore ab. Sind die Kategorien ungleich, wird zur blauen Torschusszone gedribbelt und abgeschlossen. Hier ist es auch möglich, dass einer der beiden Spieler die Bewegung vormacht und der andere Spieler diese schnellstmöglich nachmachen muss. Berührt Spieler 1 beispielsweise das rechte Knie muss dies Spieler 2 auch tun. 

Im höheren Alter eignen sich für das Wahrnehmungstraining vor allem Rondos auf engen Räumen. Die Spieler müssen hier den Ball und gleichzeitig den Raum und die Spieler um sich herum wahrnehmen, wodurch automatisch das periphere Sehen mittrainiert wird.  

Coachingtipp! Versucht Kommandos wie beispielsweise beim Elfmeter „Achtet nicht auf den Torhüter“ zu unterlassen, da hier die Aufmerksamkeit des Spielers automatisch auf den Torwart gelenkt wird. Unterstützendes Coaching wie: „Achte auf die freien Ecken“ ist hier viel zielführender. Zusätzlich ist es wichtig in Übungen mit reinem Technikfokus früh von den Spielern den Blick weg vom Ball zu fordern, um die Umgebung wahrzunehmen. 

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Allgemeine Tools für deinen Werkzeugkoffer im Wahrnehmungstraining:

  • Reaktion auf Farben von Hütchen, Leibchen
  • Arme einsetzen: Der rechte Arm steht für eine bestimmte Aktion und der linke Arm steht für bestimmte Aktion
  • Das Anzeigen von einer bestimmten Anzahl von Fingern (Drei Finger angezeigt = Übersteiger,…). Zusätzlich eignet sich das Anzeigen von Zahlen, vor allem im reinen Techniktraining, um von den Spielern das lösen des Blickes vom Ball zu fordern. So müssen sie beispielsweise während einer Übung regelmäßig zum Trainer schauen und die Zahl, welche er anzeigt, ansagen. 
  • Mit verschiedenfarbigen Bällen spielen, welche für unterschiedliche Aufgaben stehen. Rote Bälle dürfen beispielsweise nur mit rechts und blaue Bälle nur mit links gespielt werden.

          Autor: Jonas Kumpan